Buchvorstellungen

Vorstellung einer Reihe von Fachbücher, die wir für lesenswert und hilfreich im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt halten.

Gerne möchten wir zu Coronazeiten unsere Homepage für Fachkräfte, KooperationspartnerInnen und natürlich auch für betroffene Mädchen und Frauen aktuell und interessant gestalten.

Deshalb starten wir eine Reihe, in der wir Fachbücher vorstellen, die wir für lesenswert und hilfreich im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt halten.

 

Fachliteratur mit Herz!

In „Philipp sucht sein Ich“ zeigt die Autorin Wilma Weiß im letzten Drittel ihres Buches die notwendigen Grundkompetenzen von Fachkräften der Sozialen Arbeit in stationären Einrichtungen der Erziehungshilfen auf. Sie benennt begünstigende, notwendige und strukturelle Voraussetzungen in diesem besonderen Handlungsfeld und in der Arbeit mit chronisch traumatisierten Kindern und Jugendlichen.

Sie beschreibt die Sachkompetenz, die Selbstreflexion und die Selbstfürsorge als die drei Säulen professionellen Handelns und benennt die vielfältigen Herausforderungen, denen sich Sozialpädagog_innen stellen müssen.

Wilma Weiß hat einen taktisch klugen Aufbau ihres Buches gewählt, da sie die Sachkompetenz und die Selbstreflexion in „Philipp sucht sein Ich“ in den vorhergehenden 129 Seiten leicht, deutlich und dennoch anspruchsvoll an die Leser_innen vermittelt. Sie beschreibt die Traumatisierung der Kinder, deren Not und deren erworbene Überlebens- und Verhaltensmuster, die im Heimalltag für so viel Unruhe und Aufregung sorgen können und Pädagog_innen häufig an ihren Kompetenzen zweifeln lassen.

Mit dem Durchdringen und Verstehen der Auswirkungen und Dynamiken von Traumata und Traumafolgestörungen auf Kinder gewinnen Sozialpädagog_innen eine andere Perspektive auf ihr eigenes Verhalten und Erleben und werden darin unterstützt, sich selbst und innere Dynamiken anders zu verstehen. Vorausgesetzt, es werden die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen und Ressourcen gestellt und Fachkräfte sind bereit, sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit den Anforderungen, u.a. der Selbstreflexion, zu stellen.

Für mich hat Wilma Weiß in ihrem „kleinen Büchlein“ auf gut verständliche Art komplexe Folgen von langandauernden Traumatisierungen für Kinder aufgezeigt, und dieses auf leichte und eindrückliche Weise in ein Anforderungsprofil sowohl an Fachkräfte als auch an Trägerinstitutionen und Lehrende der Sozialen Arbeit gepackt.

Die Autorin beschreibt die Selbstfürsorge als einen „notwendigen Bestandteil der beruflichen Identität“ (vgl. W. Weiß, S. 158), der leider zu häufig eine untergeordnete Rolle im professionellen Kontext spielt.

Nehmen Sie die Gelegenheit wahr und lesen Sie dieses Buch als Form der Selbstfürsorge und als Möglichkeit der Selbsterhaltung, um auch weiterhin eine überaus wichtige und spannende Arbeit durchführen und vorantreiben zu können.

Ein MUSS in jeder stationären Einrichtung der Erziehungshilfe!

Geschrieben von Bettina Jansen, Wildwasser Wiesbaden e.V.

Philipp sucht sein Ich von Wilma Weiß ist im Juventa Verlag der Julius Beltz GmbH & Co. KG erschienen unter der ISBN 978-3-7799-2690-0