Prävention

Schulpräventionsprojekt Linie 8

Seit 2006 bieten wir das Schulpräventionsprojekt gegen sexuelle Gewalt „Linie 8“ für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Eltern der Jahrgangsstufe sechs an Regelschulen an. Durchschnittlich werden ca. sechs Schulen pro Jahr erreicht.

Ziele des Projektes sind die Sensibilisierung für das Thema sexuelle Gewalt, die Vermittlung von Wissen und das Aufzeigen möglicher Unterstützungsangebote.

2015 wurde das Schulpräventionsprojekt „Linie 8“ um den aktuellen und wichtigen Aspekt sexueller Gewalt in den digitalen Medien durch Treasure@net, einem neuen Baustein des Gesamtprojektes, erweitert. Digitale Medien sind ein zentraler Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen und bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten. Social Communities, App-Nutzungen, Chats etc. bergen jedoch auch zahlreiche Risiken, eines ist sexuelle Gewalt. Mädchen und Jungen haben dazu viele Fragen, wollen sich austauschen und brauchen kompetente AnsprechpartnerInnen, die sie in ihrer Medienkompetenz stärken und ihnen einen Erfahrungsraum, auch für emotionales Lernen, bieten.

Das Gesamtprojekt „Linie 8“ gliedert sich in sechs aufeinanderfolgende Module, die sich thematisch und inhaltlich an den Zielgruppen orientieren (genauer Ablauf siehe Flowchart).

Neben dem Konzept für Regelschulen bieten wir auch Schulprävention für Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen und Schulen für Kinder mit geistiger Behinderung an. Für nähere Informationen zu diesen Konzepten, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf.

Wir arbeiten entängstigend mit Methoden, die unterschiedliche Ebenen des Lernens und der emotionalen Auseinandersetzung ermöglichen, und vermitteln, dass wir Mädchen und Jungen in ihren Gefühlen, Wahrnehmungen und Fragen ernst nehmen. Außerdem regen wir den Austausch der Jugendlichen in der Gruppe an.

Mit den Mädchen und Jungen der jeweiligen Klasse arbeiten wir geschlechtsgetrennt und gendersensibel, um den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen von Mädchen und Jungen gerecht zu werden und einen geschützten Rahmen für Erfahrungsaustausch, vertrauliche Gespräche und intime Fragen zu ermöglichen.

Um das Kennenlernen der Einrichtungen zu ermöglichen und so Schwellenängste abzubauen, die Beratungsstellen bei Bedarf aufzusuchen, arbeiten wir mit den Mädchengruppen in den Räumen unserer Beratungsstelle. Die Veranstaltungen für die Jungengruppen werden von einem Mann geleitet und finden in den Räumen der Beratungsstelle statt, die u.a. ein Beratungsangebot für betroffene Jungen anbietet.

Die Lehrkräfte nehmen nicht an der Veranstaltung teil. Aussagen, die die Mädchen oder Jungen gegenüber den BeraterInnen äußern, werden vertraulich behandelt und ohne Zustimmung der Jugendlichen nicht an die Lehrkräfte weitergegeben.

In den Informationsveranstaltungen erfahren Mädchen und Jungen, was sexuelle Gewalt ist, wer sexuelle Gewalt ausübt und wie Täter vorgehen, wer davon betroffen sein kann usw.

„Mich hat besonders beschäftigt, ab wann sexuelle Gewalt anfängt, denn mir ist es auch schon einmal ein bisschen passiert und deswegen.“

(Schülerin einer Gesamtschule)

Ihnen wird auch vermittelt, dass die betroffenen Kinder nicht Schuld sind am Missbrauch, dass sie ein Recht haben, sich zu wehren und wie bzw. wo sie sich Hilfe holen können, um die sexuelle Gewalt zu beenden und mögliche Folgen bewältigen zu können. 

„Wichtig war für mich, dass man Hilfe holen darf, wenn man sie braucht und bei „blöden Gefühlen“.

(Mädchen, Mittelstufe einer Schule für Erziehungshilfe)

Thematische Schwerpunkte sind u.a. Präventionsgrundsätze wie: „Ich vertraue meinen Gefühlen.“, „Ich kenne gute und schlechte Geheimnisse.“, „Ich darf mir Hilfe holen.“ und „Ich kenne gute und blöde Berührungen.“

„Ich fand cool, dass wir so Übungen und Spiele gemacht haben. Aber auch das Erzählen über das Thema und so war gut.“

(Mädchen, Mittelstufe einer Schule für Erziehungshilfe)

Im Rahmen des neuen Interaktionsspiels Treasure@net spielen die Mädchen und Jungen interaktiv und kooperativ. Es gibt Aktionsfelder (hier werden u.a. ein Kurzfilm und ein Comic genutzt), Themenfelder, die zur Diskussion anregen und Quizfelder, die Wissen zu den Themen vermitteln sollen.

Themen, die in diesem Rahmen aufgegriffen werden, sind:

  • „Think before you post“
    • Profile in sozialen Netzwerken und Chats
    • sexting
    • cyberbulling
    • rechtliche Aspekte
  • cybergrooming (Täterstrategien)
  • Freundschaft / „cool sein“ / „gefallen wollen“/ „dazugehören wollen“
  • Vermittlung von Wissen zum Thema sexuelle Gewalt mittels digitaler Medien und des Internets

Im Spiel wird überwiegend offline gearbeitet, so dass Mädchen und Jungen die Chance haben, sich der virtuellen Welt aus einem alternativen Blickwinkel zu nähern.

Nähere Informationen zum Ablauf von TREASURE@net finden Sie auch in der Powerpoint zum download.

Kooperation

Wir kooperieren mit folgender Einrichtung in Wiesbaden:

Zentrum für Beratung und Therapie, Kooperationsprojekt der Stadt und des Diakonischen Werks Wiesbaden, Ansprechpartner für von sexueller Gewalt betroffene Jungen und Veranstaltungsort für die Infoveranstaltungen für Jungen

Fachliche Qualifikation der MitarbeiterInnen

Die fachlich qualifizierte Betreuung des Projektes wird gewährleistet durch zwei Mitarbeiterinnen von Wildwasser Wiesbaden e.V.. Die  Arbeitsschwerpunkte der beiden Dipl. Sozialarbeiterinnen liegt neben der Beratung von Betroffenen auf der Präventionsarbeit.

Sie übernehmen die Koordination mit den Schulen, führen die Fortbildungen für die Lehrkräfte sowie den Elternabend durch und stehen betroffenen Mädchen für Beratungen als Ansprechpersonen zur Verfügung.

Ihre Arbeit wird durch eine männliche Fachkraft, ebenfalls einem Sozialarbeiter B.A. ergänzt, der schwerpunktmäßig die Arbeit mit den Jungen durchführt.

Evaluation des Projekts

Die Informationsveranstaltungen für SchülerInnen und für PädagogInnen werden anhand von unterschiedlichen Fragebögen evaluiert.