Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung

Kommunale Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Wiesbaden und Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle Wildwasser Wiesbaden e.V. führen Kooperationsgespräch mit Fr. Dr. Gualeni von der gynäkologischen Ambulanz der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Seit 5 Jahren ist auch die Landeshauptstadt Wiesbaden eine der elf hessischen Modellregionen des in Frankfurt entwickelten Projektes „medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“.

Wird eine Frau vergewaltigt, suchen viele Frauen medizinische Hilfe. Der Gedanke einer Strafanzeige ist oftmals in dieser Notsituation nicht präsent.

Die medizinische Soforthilfe ermöglicht eine ärztliche Untersuchung und Versorgung und gleichzeitig eine vertrauliche Spurensicherung. Diese gesicherten Spuren werden ein Jahr lang aufbewahrt. So haben betroffene Frauen Zeit sich zu entscheiden, ob sie eine Anzeige erstatten möchten.

Initiiert wurde das Projekt von den frauenpolitischen Sprecherinnen der im Stadtparlament vertretenen Fraktionen und Saskia Veit-Prang, der Kommunalen Frauenbeauftragten der Landeshauptstadt Wiesbaden. Veit-Prang verantwortet, steuert und finanziert das Projekt seither.

Das ganzheitliche Projekt umfasst viele Facetten: Medizinerinnen und Mediziner erhalten die Möglichkeit, an zertifizierten Fortbildungen zur Sensibilisierung für die Thematik sexualisierter Gewalthandlungen teilzunehmen und alle Angestellten des teilnehmenden Krankenhauses werden in ihrer Handlungskompetenz gestärkt durch Leitfäden für das ärztliche und pflegerische Handeln.

Aus diesem Grund führten Saskia Veit-Prang und ihre Mitarbeiterin Carolin Rauscher sowie Anika Nagel von Wildwasser Wiesbaden e.V. am 12.08.2021 ein Kooperationsgespräch mit Fr. Dr. Birigt Gualeni von der gynäkologischen Ambulanz der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Frau Doris Schwarz von der Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Frau Wirthmann, Sekretariat im Institut für Labordiagnostik und Hygiene.

Betroffene Frauen erhalten neben einer medizinischen Versorgung beispielsweise bei Bedarf die Möglichkeit direkt vor Ort kostenfrei die Pille danach zu bekommen.
„Kooperation und Vernetzung sind sehr wichtig und tragen maßgeblich zum Gelingen der Soforthilfe bei. Immer wieder muss auch neues Personal geschult werden und über das Projekt informiert werden. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass Fr. Dr. Gualeni das Projekt verantwortungsbewusst koordiniert“, so Saskia Veit-Prang.

„Neben der direkten medizinischen Versorgung und der Option einer Anzeigenerstattung sind viele Frauen nach einer Vergewaltigung in der Krise. Sie können kostenfrei und auf Wunsch auch anonym Beratung bei der Fachberatungsstelle Wildwasser Wiesbaden in Anspruch nehmen“ berichtet Anika Nagel.

Schnell und vertraulich können sich bei der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“ vergewaltige Frauen und Mädchen ab 14 Jahren nach einem Übergriff an die gynäkologische Ambulanz der HSK wenden. Die medizinische Versorgung und die vertrauliche Spurensicherung sind jederzeit möglich. Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch in Vergewaltigungsfällen. Die professionelle medizinische Versorgung ist damit unabhängig von einer Anzeige“, erläutert Dr. Gualeni.