One Billion Rising - Aktion gegen Gewalt an Frauen

Zum nun mal siebten Mal fand in Wiesbaden die internationalen Veranstaltung One Billion Rising statt.

An diesem Tag wird lebensfroh, ausdrucksstark, friedlich und solidarisch demonstriert. Eine Milliarde (One Billion) stehen auf und brechen die Ketten der Gewalt, die auch in unserer Gesellschaft nicht wegdiskutiert werden darf.

Viele Wiesbadener Organisationen und ehrenamtlich Engagierte richten in einer Vorbereitungsgruppe diese aus Wiesbaden nicht mehr wegzudenkende Veranstaltung aus. Weit über 250 Frauen, Mädchen, Männer und Jungen demonstrierten vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof.

Schirmfrau 2020 ist Dr. Kristina Hänel, Frauenärztin aus Gießen.
Wegen vorgeblicher Werbung für den Abbruch von Schwangerschaften auf der Internetseite ihrer gynäkologischen Praxis und damit eines Verstoßes gegen den umstrittenen Abtreibungsparagrafen 219a war die Gießener Frauenärztin Kristina Hänel angezeigt und verurteilt worden. Sie konnte wegen einer Terminüberschneidung nicht persönlich vor Ort sein, in ihrem Grußwort sagte sie jedoch, dass gerade Betroffene von Gewalttaten auch die Chance auf Informationen zu Abtreibungen bekommen müssen.
„Erst wenn die Taten ans Licht kommen, wenn Verbrechen benannt werden, kann Heilung geschehen. Wer tatenlos zuschaut, stellt sich auf die Seite der Täter. Wer aufschreit, wenn Unrecht geschieht, auf die Seite der Opfer. Darum ist dieser große internationale Aufschrei, diese Bewegung, die entstanden ist und sich nicht mehr versteckt, so wichtig. Es geht um unsere Würde, um unsere Gesundheit, um unser Leben.“

Vorgetragen wurde ihr Grußwort von Irina Wascheck, von BerufsWege für Frauen e.V., die sich seit Jahren in der Vorbereitungsgruppe von One Billion Rising engagiert.

"Von Gewalt betroffene Frauen haben häufig nicht die gleichen Chancen in der Berufswelt zu bestehen. Dabei ist ein routinierter Tagesablauf, beruflicher Erfolg und vor allem die finanzielle Unabhängigkeit von großer Bedeutung“.

Ein besonderer Moment war, als Nina Fuchs, die extra aus München anreiste, aufgetreten ist. Es gab die eine Nacht, die ihr Leben änderte. Nach einem Clubbesuch in München sind ihre ersten Erinnerungen daran, wie sie in einem Park liegt und vergewaltigt wird. Seit Jahren kämpft sie dafür, ein bisschen Gerechtigkeit zurückzubekommen und hofft auf eine Verurteilung des Täters. Beeindruckend und bewegend zugleich schilderte sie, was ihr widerfahren ist und zeigte auch, dass Aufgeben für sie keine Option ist. Sie will einen Verein gründen, hat eine Petition gestartet um sich zukünftig für Betroffene, aber auch Prävention einzusetzen.

Link zur Petition

https://www.change.org/p/generalstaatsanwalt-reinhard-r%C3%B6ttle-bitte-verhindern-sie-einstellung-des-verfahrens-im-vergewaltigungsfall-trotz-dna-beweisen

Gleich mehrere Neuheiten sorgten für viel Abwechslung. Erstmalig traten mehrere Chöre auf. Der Wiesbadener Chor Cantanti d’Alma unter der Leitung von Alma De Lon bediente sich am Repertoire der Beatles und sang "With a little help from my friends" und "You’ve got a friend", da es so wichtig ist, nach erfahrener Gewalt nicht alleine zu sein. Die extra angereiste Chorgemeinschaft Hattersheim unter der Leitung von Hanna Serr erinnerte an das besondere Datum der Veranstaltung und sang den großen Hit "Für mich soll's rote Rosen regnen" und den kraftvollen Song "Hit the road, Jack".

Da Musik über alle Grenzen hinweg verbindet, sangen beide Chöre noch ein Stück gemeinsam. "You raise me up" sorgte für viel Gänsehaut und war der musikalische Appell an alle Betroffenen nicht aufzugeben.

Weiterhin gab es neben dem Flashmob zu "Break the Chain", der weltweit getanzt wird, ein Novum. Die Tanzgruppe TG Marinas unter der Leitung von Sarah Brühl und Niuscha Plikat setzte ein Zeichen gegen Gruppenzwang für Individualität mit ihrer Choreographie zu einem Medley von Titeln von Timmy Trumpet.

Mit prächtigen spanischen Kostümen traten Angela und Anna Erika der Flamenco Tanzschule Jaleo auf.

Nicht zuletzt stand der farblich passende Pavillion der Naspa als Sicherer Ort zur Verfügung. Stück für Stück wuchs ein Teppich aus sicheren Orten aus dem Pavillion in die Welt hinaus.

Moderiert wurde die Veranstaltung zum wiederholten Male von Anika Nagel, Wildwasser Wiesbaden einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Sie erzählte, dass im Vorfeld der Veranstaltung betroffene Frauen und Mädchen T-Shirts gestaltet haben, die aufgehängt wurden.
Eine Seite erzählte die Geschichte der Betroffenen, die andere deren Wünsche, Hoffnungen und Träume. „Was als Dekoidee geplant war, wurde zu tollen Prozessen. Eine Frau gestaltete beispielsweise einen Adler, der ihre Freiheit symbolisiert, die sich zurückerobert.“

„Die Veranstaltung ist kraftvoll und lebensbejahend“, so Saskia Veit-Prang, Kommunale Frauenbeauftragte der Stadt Wiesbaden. „Ich freue mich, dass die Veranstaltung immer mehr wächst und neben der Livemusik von Hanna Serr, Gerd Möller-Serr und Thomas Rath uns die Tanzgruppen und Chöre unterstützen und ebenfalls ihre Solidarität zum Ausdruck bringen.

One Billion Rising wird organisiert von engagierten Frauen aus Wiesbaden und Umgebung, der AIDS-Hilfe Wiesbaden e.V., Berufswege für Frauen e.V., Frauen helfen Frauen e.V., dem Frauenhaus Nurdan-Eker und Beratungsstelle für Frauen der Arbeiterwohlfahrt, dem Haus für Frauen in Not des Diakonischen Werks Wiesbaden Kreisverband Wiesbaden e.V. , der Kommunalen Frauenbeauftragten der Landeshauptstadt Wiesbaden, der Gleichstellungsstelle der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden, Wildwasser Wiesbaden e.V. und dem Arbeitskreis Hilfe statt Gewalt.

Weiterhin unterstützt auch das Restaurant Chillers die Veranstaltung seit Jahren durch die logistische Hilfe vor Ort sowie Schoko Pro mit der Veranstaltungstechnik.

Aktions-Banner
Live Musik
Moderatorin Anika Nagel und Nina Fuchs
Chorgemeinschaft Hattersheim
Tanz
T-Shirts
Tanzgruppe Marinas